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Richis Tipps

Richi Kägi Expert

Richard Kägi

Mit einem grossartigen Riecher ausgestattet, war lange Weinhändler und Einkäufer für Delikatessen. Bis heute reist er als Foodscout auf der Suche nach deliziösen Preziosen um die ganze Welt. Und als Gastgeber von schon fast legendären Dinnerpartys und Kochbuchautor hat er sich den Ruf eines unvergleichlichen Kenners des guten Geschmacks erworben. 

Pasta - Spaghetti mit Schmortomaten, Knusper-Kapern und Ricotta

TIPP VON RICHI KÄGI:

Feinste Pasta!

Gerne erinnere ich mich an einen Besuch in einer der feinsten Pasta-Werkstätten in Italien. Die Gebrüder Setaro überschlagen sich fast vor Begeisterung über meinen Besuch in ihrer Firma. Wenn Italiener auch nur ein bisschen Englisch können, sprechen sie auf Biegen und Brechen Englisch mit mir. Dabei wäre es mir lieber, sie blieben bei ihrer Muttersprache. Wie sonst soll mein Italienisch jemals salonfähig werden? Davon abgesehen hört sich Riccardo am Fusse des Vesuvs einfach besser an. Von Neapel fuhr ich südwärts, kurz vor Pompeji schmiegt sich das Städtchen Torre Annunziata um eine Bucht. Die Strände schimmern, als würden sie von unten beleuchtet, und davor weitet sich das Meer in einem Geflirr von Farben, alles ist einladend und wohltuend. Und so ist es auch bei den Setaros. Die Stadt gilt als Wiege der Hartweizenpasta-Tradition Italiens. Dutzende von artisanalen Betrieben überlebten Mafia- und Barilla-Offensiven und verschiffen ihre Pasta in die ganze (Gourmet)-Welt. Der Erfolg der Nudeln von hier baut auf jahrhundertelangem Pröbeln und erstklassigen Zutaten auf. Vincenzo Setaro, einer der beiden Patroni der Familienfirma, lässt denn auch keine Zweifel über seine Qualität offen. „Nur weisse Pasta ist die Richtige. Und da sind wir bald die Einzigen!“ Pasta also, deren Teig durch alte Zieheisen aus Bronze gedrückt wird und ein wenig Mehl braucht, um nicht zu kleben. Gelbe Pasta ist gelb, weil sie durch eine Teflon-Form gepresst wurde. Setaro wäre kein Napoletano, würde er nicht über die Geschäfte klagen. Obwohl der Trend klar aufwärts geht. Nachdem sich die Massen an billiger Fabrikpasta satt gegessen haben, erinnert sich doch der eine oder die andere daran, dass Pasta früher anders geschmeckt hat. Besser irgendwie. Und wer dann Pasta Setaro einmal zwischen die Zähne bekommen hat, wird sehr ungern zur hinlänglich bekannten Fabrikware zurückkehren. „Unsere Pasta wird bei ganz niedrigen Temperaturen getrocknet. Je nach Sorte dauert das zwischen 36 und 110 Stunden. Die Pasta hat dann nicht nur einen anderen Biss, sie enthält auch deutlich mehr Nährstoffe.“

Der Mitarbeiter an der mächtigen Pastamaschine, die ratternd Onde ausspuckt, eine wellenförmig gerippelte Pasta, an der sich der Sugo schön festsaugt, zieht an einer Zigarette. Sie ist praktisch abgebrannt, hat aber noch die ganze Asche dran. Wundersamerweise fällt trotz Maschinengerappel kein einziges Aschestäubchen in den darunterliegenden Pastabehälter. Daneben steht ein Teller mit Mehlrückständen und unzähligen Zigarettenkippen. „Solltest du jemals Asche in unserer Pasta finden, schenk ich dir eine tägliche Ration bis an dein Lebensende“! Den Deal gehe ich gerne ein. Kommt doch bei mir jeden Tag Pasta auf den Tisch.